Open Street Map: Die Wikipedia für Landkarten

Der Verein ist stolzer Besitzer eines Garmin GPS-Gerätes, mit dem man die geographische Position bestimmen, navigieren, gegangene und gefahrene Wege (Tracks) aufzeichnen, und daraus Karten erstellen kann - wie z.B. die Karte des OSM-Projektes.

OpenStreetMap (OSM) ist ein Projekt mit dem Ziel, eine freie Weltkarte zu erschaffen. Wir sammeln weltweit Daten über Strassen, Eisenbahnen, Flüsse, Wälder, Häuser und alles andere, was gemeinhin auf Karten zu sehen ist. Weil wir die Daten selbst erheben und nicht aus existierenden Karten abmalen, haben wir selbst auch alle Rechte daran. Die OpenStreetMap-Daten darf jeder lizenzkostenfrei einsetzen und beliebig weiterverarbeiten.

Die Hauptseite von OpenStreetMap ist die englischsprachige OpenStreetMap.org. Die Beschriftungen der Wege, Punkte und Flächen sind in Englisch und es werden vor allem britische (nicht US-amerikanische) Begriffe verwendet, da die britischen Mapper (OSM-Kartographen) in der Gründungszeit der OSM-Bewegung besonders aktiv waren und viele Begriffe geprägt haben.

Ist es nicht vermessen, als Laien in der Freizeit eine Weltkarte erstellen zu wollen?
Ebensowenig wie es unmöglich ist, ein freies Lexikon zu erstellen, das den Vergleich mit Brockhaus oder Encyclopaedia Britannica nicht scheut.

Jeder mappt die Gegend, die ihn interessiert. In großen Städten wie Wien und Hamburg kommt da natürlich mehr zusammen als auf dem Lande, wo es noch viele weiße (bzw. graue, je nach Kartendarstellung) Flecken gibt. Aber OSM hat weltweit über 100000 User und es werden immer mehr, die Hilfsmittel (v.a. GPS-Geräte) werden billiger, aber die Erdoberfläche ist begrenzt. Es ist also abzusehen, daß alle interessanten Gegenden irgendwann erschlossen sein werden.

Schon jetzt ist in manchen Gegenden die OSM-Karte detaillierter als z.B. Google Maps. Ein großer Vorteil von Google Maps sind jedoch die Luft- und Satellitenbilder. Dem hat OSM (noch) nicht viel entgegenzusetzen. Die freien Landsat-Bilder sind dagegen sehr grob. Einen interessanten Vergleich von OSM mit anderen Internet-Kartenwerken ermöglicht übrigens http://sautter.com/map/

Als Beispiel mag die Karte von Neustadt (Wied) in der Version vom 11.2.2009 und vom 18.5.2009 dienen.


11.2.2009

18.5.2009

Die Waldgebiete, die in dieser Zeit hinzugekommen sind, stammen aus gemeinfreien Landsat-Satellitenbildern. Der Rest wurde von einem Mitglied der Sportfreunde Neustadt mit Hilfe eines GPS-Gerätes und einer digitalen Kamera gemappt.

Erstellung von OSM-Karten

Die hier beschriebene Vorgehensweise entspricht dem, was inzwischen Standard beim OSM-Mappen ist. Man braucht dazu ein GPS-Gerät und eine digitale Kamera. Der Verein besitzt ein Garmin etrex Legend HCx, ein robustes GPS-Gerät welches oft beim Mappen und Wandern usw. eingesetzt wird. Es kostete Anfang 2009 etwa 160 EUR. Als Digitalkamera reicht jede handelsübliche Kamera ab etwa 2 Megapixel, wie sie inzwischen in fast jedem Haushalt anzutreffen ist. Für die Verarbeitung zuhause benötigt man noch einen PC und eine Internet-Verbindung.

Vor der Mapping-Tour schaltet man das GPS-Gerät ein und läßt es die Satellitenpositionen ermitteln (das dauert einige Minuten, also am besten schon vor dem Losfahren einschalten). Auf die Vorbereitungen davor (Einstellung Track-Aufzeichnung und -Speicherung, Einsetzen einer Micro-SD-Karte) wird hier nicht eingegangen, die sind nur einmalig und nicht vor jeder Tour nötig. Wichtig ist aber daß das GPS-Gerät die Uhrzeit anzeigt und daß diese Anzeige mit der Kamera vom Bildschirm des GPS-Gerätes abfotografiert wird. Das dient später zur Synchronisation.

Nützlich ist eine Speicherkarte ausreichender Kapazität für die Kamera (1 GB sollte reichen) und Ersatzakkus für GPS-Gerät und Kamera für unterwegs. Erfahrungsgemäß gibt der gerade in der Kamera befindliche Akkusatz im Laufe eines Mapping-Tages (wobei die Kamera fast immer eingeschaltet ist) irgendwann den Geist auf, aber mit einem frisch aufgeladenen zusätzlichen Akkusatz kommt man problemlos durch den ganzen Tag. (Für den Mapper selbst kann etwas Proviant auch nicht schaden, wie bei jeder Wanderung oder Tour.)

Dann kann es losgehen, am besten per Fahrrad oder zu Fuß. Im Auto muß man sich zu sehr auf den Verkehr konzentrieren, also könnte höchstens ein Beifahrer mappen. Außerdem kann man mit dem Auto bestimmte Wege nicht befahren (Feldwege, Wanderpfade, Fußgängerzonen, Einbahnstraßen falschherum).

Gehen wir also davon aus, daß der Mapper mit dem Fahrrad (oder zu Fuß) unterwegs ist. Überall wo er vorbeifährt, hält er alles Wichtige per Kamera fest: Straßennamen, Art und Nummer (Landes- oder Kreisstraßen, Nummern, bei Wegen: Beschaffenheit usw.). Das GPS-Gerät zeichnet dabei dauernd die Position (geographische Länge und Breite sowie Höhe) auf etwa 10 m genau auf. Es muß nur mitgeführt und braucht nicht bedient zu werden. Für die Genauigkeit ist es dabei nützlich wenn es freie Sicht zum Himmel hat.

Mit reichlich GPS-Daten und Fotos kommt der Mapper nach der Tour nach Hause zurück. GPS-Daten und Fotos werden dann in den PC geladen und mit einer Software wie z.B. JOSM verarbeitet. Im Grunde beginnt die Arbeit erst jetzt, bisher war es ein Spaziergang. An dieser Stelle kann auch ein Schnitt gemacht werden: einer macht den Teil im Gelände, ein anderer übernimmt den Teil am PC. Für diesen Teil braucht man durchaus gewisse PC-Kenntnisse und Englisch-Grundkenntnisse. Weiterhin muß man sich mit der Terminologie von OSM vertraut machen. Ausführliche Anleitungen dafür gibt es im Internet. Außer dem Internet braucht man eigentlich keine weiteren Informationsquellen.

JOSM kann die Fotos den Punkten auf den Tracks zuordnen, wo sie gemacht wurden. Dazu ist die Synchronisation mit dem Zeitanzeige-Foto notwendig.

Man hat also in JOSM vor sich eine halbfertige (oder noch ganz leere) Karte der Gegend, heruntergeladen vom OSM sowie die eigenen Tracks und Fotos dazu. Die Anzeige in JOSM (siehe rechts) ist deutlich verschieden vom Bild einer normalen Karte. (Ähnelt eher einem Schnittmuster.) Das liegt daran, daß diese Anzeige nicht in erster Linie dem Betrachten, sondern dem Editieren der Karte dient. Wege sind als miteinander verbundene Punkte dargestellt. Diese Punkte können mit der Maus "angefaßt" und verschoben oder anderweitig manipuliert werden.

Anhand der Fotos kann man erkennen, wie die Straßen heißen usw. und das in JOSM entsprechend eingeben. Anschließend werden diese bearbeiteten Daten in OSM hochgeladen.

Einige Zeit später wird vom OSM-Server aus diesen Daten eine Karte erstellt, die im Internet für jeden nutzbar ist. (Das kann man zuhause auch, ist aber etwas kompliziert und die Beschreibung führt hier zu weit.) Auch Karten für spezielle Geräte wie die Garmin-Geräte werden aus diesen Daten erstellt. Auf diese Weise (siehe unten) kommt die selbst erstellte Karte dann in das Gerät, das einige Wege davon einmal aufgenommen hat.

So ist die Karte von Neustadt (Wied) und der Wanderwege um Rahms, Weißenfels, Strauscheid und Kodden entstanden. In dieser Gegend fand im September 2009 der Wandertag der Sportfreunde statt. Die Karte im Faltblatt zu diesem Wandertag ist das erste Ergebnis der Anschaffung dieses Geräts und der Beschäftigung mit der Materie.

Nutzung des Garmin GPS-Gerätes zur Orientierung

Natürlich kann das Gerät auch zur Orientierung in unbekanntem Gelände genutzt werden. Karten aus OSM können auf das Gerät geladen werden (ebenso wie käufliche Karten von Garmin; das Gerät wurde aber ohne Karte gekauft). Das Bild rechts zeigt nochmal unser Garmin GPS-Gerät mit einem Neustädter Kartenausschnitt einer topographische Karte für Garmin GPS-Handgeräte, heruntergeladen von http://www.kleineisel.de/ralf/gps/garmin/. Dort finden sich auch noch weitere Screenshots (siehe links) und Informationen zur Installation.

Weitere (nicht getestete) Quellen für Garmin-kompatible Karten sind: http://www.christian-steimel.de/vektor-karte_von_deutschland.htm und http://wiki.openstreetmap.org/wiki/OSM_Map_On_Garmin.

Das OpenStreetMap Wiki ist übrigens eine der ergiebigsten Quellen von Informationen und Links zu OSM.